
Seit etwa zwei Jahren macht sich Neumorphismus als Trend im Web- und App-Design bemerkbar. Hauptmerkmal sind helle, blasse Farben mit geschickt eingesetzten Schatten. Die Schatten verleihen den Formen Tiefe und erzeugen so einen fast fotorealistischen Eindruck. Die blassen Farben und die geringen Kontraste des Designs sorgen für Eleganz und Ästhetik. Alles wirkt sehr clean und aufgeräumt.

Der dominante Einsatz von blassen Farben sowie das Fehlen von starken Kontrasten ist auch ein Nachteil für Personen mit Sehschwäche und widerspricht somit den Regeln für Barrierefreiheit. Nichtsdestotrotz wirkt der Neumorphismus-Look frisch und trendig. Wenn du es mit Bedacht einsetzt, kannst du mit diesem Design-Trend deinen Folien ein modernes und unverwechselbares Erscheinungsbild verleihen.

Gut zur Orientierung: Der Neumorphismus-Generator
Im Internet findest du den Neumorphism/Soft UI CSS shadow generator, ein kleines kostenfreies Programm, das eigentlich für Entwickler von Benutzeroberflächen gedacht ist. Es unterstützt diese dabei, Formen im Neumorphismus-Look zu erstellen.
Du kannst mithilfe dieser Webseite sehr gut das Grundprinzip des Looks erkennen:

Lege zunächst die gewünschte Grundfarbe der Form fest, indem du mit dem Colorpicker eine Wunschfarbe auswählst oder alternativ den Hexwert der gewünschten Farbe eingibst. Anschließend kannst du mit den einzelnen Schiebereglern die Größe der Form, die Rundung der Ecken, die Intensität und Distanz des Schattens variieren. Die App zeigt dir das entsprechende Ergebnis sofort links an.
Für Entwickler von Benutzeroberflächen gibt es im unteren Teil die entsprechenden Werte, die für die Programmierung der UI (User Interfaces) notwendig sind.

Schon an diesen beiden Varianten erkennst du das Grundprinzip des Neumorphismus-Looks:
- Die Form selbst hat als Füllung in der Regel die gleiche Farbe wie der Hintergrund beziehungsweise eine dem Hintergrund ähnelnde Farbe.
- Du benötigst zwei Schatten: einen hellen und einen gegenüberliegenden dunklen Schatten.
- Damit beide Schatten sichtbar sind, darfst du den Hintergrund nicht hart weiß oder vollständig schwarz machen. Der Effekt wirkt nur, wenn der Hintergrund leicht abgetönt ist. Auf diese Weise werden sowohl der helle als auch der dunkle Schatten sichtbar:

Mit diesem Wissen kannst du den Effekt nun in PowerPoint nachbilden. Da du zwei Schatten für eine Form benötigst, legst du zwei identische Formen an, die du später zu einer gruppierst.
Schritt für Schritt: So baust du eine Form im Neumorphismus-Look auf
Wähle vorab eine Hintergrundfarbe für deine Folie, auf der in der Arbeitsphase beide Schatten gut zu sehen sind.
Schritt 1: Starte mit der ersten Form, zum Beispiel einem Kreis, für den dunklen Schatten:
- Ziehe über den Formenkatalog die Form Ellipse in der gewünschten Größe auf. Halte beim Aufziehen der Form die Umschalt-Taste gedrückt, damit die Form symmetrisch wird, also tatsächlich ein Kreis entsteht.
- Gib dem Kreis über Form formatieren eine Füllung und wähle keine Linienfarbe.
- Lass die Form markiert und wähle für den Schatten die Farbe Schwarz mit einer Transparenz von beispielsweise 60 %.
- Teste die in der folgenden Abbildung gezeigten Optionen für Größe, Weichzeichnen, Winkel und Abstand und entscheide, welche Einstellung dir am besten gefällt.

Schritt 2: Erstelle die zweite Form für den hellen Schatten
- Dupliziere mit Strg + D die erste Form und wähle eine Farbe, die sich gut vom Hintergrund abhebt. Hier im Beispiel ist es Signalgelb.
- Ändere für diese Form die Schatteneinstellung wie folgt: Wähle als Schattenfarbe Weiß mit einer Transparenz von 14 %.
- Teste auch hier bei Größe, Weichzeichnen, Winkel und Abstand, welche Einstellung am besten passt.

Schritt 3: Lege die gewünschte Füllfarbe deiner Form fest
Im nächsten Schritt entscheidest du dich nun für die tatsächliche Füllfarbe deiner Form. Davon abhängig ist die Hintergrundfarbe deiner Folie.
- Klicke dazu mit der rechten Maustaste auf die Folie und dann im Kontextmenü auf Hintergrund formatieren.
- Wähle bei Einfarbige Füllung die gleiche Farbe aus, die du als Fülleffekt für die Form gewählt hast.

Schritt 4: Finalisiere das Ganze durch das Ausrichten und Gruppieren der beiden Formen
Im letzten Schritt legst du beide Formen deckungsgleich übereinander. Nutze dazu am besten die Befehle zum Ausrichten.
- Markiere beide Formen und wähle zunächst die Befehlsfolge Ausrichten → Linksbündig.
- Lasse beide Formen markiert und wähle nun Ausrichten → Unten ausrichten.

Mit diesen beiden Befehlen richtest du die Formen deckungsgleich übereinander aus.
Zu guter Letzt bildest du aus den beiden Formen eine Gruppe. Das erledigst du mit der Tastenkombination Strg + Umschalt + G. Fertig ist deine erste Form im Neumorphismus-Look.

Profi-Tipp: Der letzte Feinschliff
Wenn du häufiger mit Formen in diesem Stil arbeiten möchtest, lohnt sich die Mühe:
- Öffne über Start → Markieren → Auswahlbereich oder mit Alt + F10 den Auswahlbereich.
- Vergib hier für die Objekte eindeutige Namen, indem du einen Eintrag in der Liste anklickst und mit F2 den Editiermodus einschaltest.
Danach könnte dein Auswahlbereich wie in der oberen Abbildung oben aussehen. Das macht das Arbeiten mit diesen Formen einfacher und übersichtlicher.
Möchtest du später einmal die Farbe der Form ändern, denke immer daran, auch die Hintergrundfarbe deiner Folie entsprechend anzupassen. Nur so wirken die beiden Schatten weiterhin und der Effekt kommt wie gewünscht zum Tragen.

Ein Farbwechsel der Form wirkt nur mit passender Hintergrundfarbe.
Genial: Einmal erstellt, immer wieder in vielfältiger Weise nutzen
Sobald du deinen ersten Prototyp im Neumorphismus-Look erstellt hast, kannst du diese Form immer wieder nutzen:
- Ergänze die Form zum Beispiel durch ein Piktogramm.
- Füge eine passende Beschreibung hinzu.
- Sorge für eine ansprechende Animation.
- Kopiere das Ganze so oft, wie du es benötigst, und passe die Inhalte entsprechend an.
- Im Nu hast du eine auffällige Infografik im trendigen Neumorphismus-Look.

Da geht noch mehr!
Statt der Kreise hättest du lieber Rechtecke mit abgerundeten Ecken? Dann gehe wie folgt vor:
- Markiere die erste Form, d. h. die beiden übereinanderliegenden gruppierten Kreise.
- Öffne mit der Befehlsfolge Formformat → Form bearbeiten → Form ändern den Auswahlkatalog der Formen. Wähle dort die gewünschte Form aus, zum Beispiel Rechteck: abgerundete Ecken. Sofort wird der Kreis zur gewünschten Form.
- Markiere nun die zweite Form und wiederhole den letzten Befehl mithilfe der Taste F4.
- Gehe so für alle Formen vor, die du schnell ändern möchtest, und schon sieht dein Schaubild wie unten gezeigt aus.

Weitere Visualisierungsideen
Die Befehlsfolge Formformat → Form bearbeiten → Form ändern ist einfach genial. Damit kannst du jederzeit mit wenigen Mausklicks dein Schaubild komplett ändern:

Hast du einmal einen Prototyp für Formen im Neumorphismus Look angelegt, kannst du in Zukunft auf diese Art und Weise schnell attraktive Folien mit einem modernen und unverwechselbaren Erscheinungsbild wie die folgenden erstellen.
Im ersten Beispiel wurden Sechsecke und Kreise im Neumorphismus-Look gewählt und mit Bildern, Piktogrammen oder Text gefüllt. Ansprechend animiert ergibt das folgende Folie:

Auch im folgenden Beispiel wurde eine Form – hier der große Pfeil links – mit einem Bild gefüllt, sodass aus einer langweiligen Textfolie eine interessantere Visualisierung entsteht:

Im letzten Vorschlag werden die Elemente für den Neumorphismus-Look lediglich als Hintergrund-Effekt genutzt. Kreise in unterschiedlichen Größen sorgen für ein attraktives Layout und die Inhalte zur Teamvorstellung werden wie gewohnt auf der Folie platziert:

